Ein langer Weg bis auf den Thron
Beim 21. Internationalen Läuferzehnkampf auf der Bautzener Müllerwiese küren "verrückte Hunde" den König der Tartanbahn
Tino Meyer
Verrückte Hunde, Bessesene oder einfach nur richtige Lauffanatiker. Wolfgang Schumacher fallen viele Synonyme ein, wenn er an die Teilnehmer des Internationalen Läuferzehnkampfes denkt. Die Bautzener Trainerlegende zieht den Hut vor den ambitionierten Hobbysportlern, die vom 20. bis 23. Mai zum 21. Mal den "König der Läufer" küren. Ort der Krönung ist diesmal die Müllerwiese in Bautzen – nicht nur für Schumacher das schönste Leichtathletik-Stadion Sachsens.
Bis auf den Thron ist es jedoch ein langer Weg, der Überwindung kostet. "Manche Sprinter mäkeln doch schon ,wenn sie eine Runde laufen sollen. Andersrum scheuen sich viele Ausdauersportler vor den kurzen Distanzen", kennt Wolfgang Schumacher die Wehwehchen. Beim Läuferzehnkampf müssen die Starter in vier Tagen insgesamt 22 060 Meter auf der Tartanbahn zurücklegen. Der Schnellste ist dabei jedoch nicht immer der Beste. Nur wer überall gute Zeiten bringt, kann am Ende ganz vorne sein. Sprinterqualitäten über die 60 und 100 Meter sind deshalb genauso gefragt wie Tempogefühl auf den Mittelstrecken und der lange Atem im abschließenden 10.000 Meter-Lauf.
"Ich kann alles gleich schlecht", sagt Uwe Warmuth und bezeichnet sich daher auch gern als Spitzenläufer des letzten Drittels. Seitdem ihn jedoch seine Mutter vor sechs Jahren erstmals zur Mitmachen beim Läuferzehnkampf überredet hat, war der Dresdner immer dabei. "Die Atmosphäre ist sensationell. Sehr fair, sehr sportlich. Jeder Starter wird angefeuert. Die Letzten kriegen immer eine LaOla-Welle", schwärmt Warmuth, der im vergangenen Jahr den 31. Platz unter den 48 männlichen Zehnkämpfern belegte. "König der Läufer" wurde der Potsdamer Christian Breuel. Und dessen Leistungen waren beachtlich. Die 100 Meter sprintete er in 13,06 Sekunden, lief über 1.500 Meter 2:40,88 Minuten. und blieb über die zehn Kilometer in 35:36 Minuten sogar deutlich unter der 40-Minuten-Schallgrenze.
Die Wurzeln dieses Läuferzehnkampfs liegen in Österreich. Der Wiener Berufsschullehrer Wilhelm Fischer hatte ihn 1982 als Trainingsauflockerung ins Leben gerufen. Seit 1990 wird der Wettkampf nun im Wechsel zwischen deutschen und österreichischen Städten durchgeführt. Immer zu Himmelfahrt treffen sich die Zehnkämpfer. Und ab und zu sind auch ein paar ehemalige Leistungssportler dabei. Wie Olaf Beyer. Der 800-Meter-Europameister von 1978 hat bereits für die Tage in Bautzen gemeldet. Und mit ihm Läufer aus ganz Deutschland, Österreich, Tschechien und Polen.
Starten kann übrigens jeder. "Ein bisschen Lauferfahrung sollte man schon mitbringen. Eine spezielle Vorbereitung ist aber nicht unbedingt nötig", schätzt Uwe Warmuth ein. Für den 30-Jährigen ist der zweite Tag immer der Schwerste. "Da sind die Strecken doppelt so lang. Doch das Tanzen am Abend geht immer noch. Das lockert die Beine", verrät der Dresdner sein Regenerationsprogramm.
www.laeuferzehnkampf.de
Olaf Beyer – das Bild stammt aus dem Jahr 1988 – kommt. Foto: Imago/Archiv
Läuferzehnkampf
An vier Tagen stehen zehn Laufdisziplinen an. Früh wird gesprintet, mittags die lange Strecke gelaufen. Am Abend folgt die Mittelstrecke. Das Teilnehmerfeld ist eine bunte Mischung aus Leistungs- und Volkssportlern, Sprintern, Lang- und Mittelstrecklern.
Der Wettkampf beginnt am Donnerstag mit 60 m, 1.500 m und 400 m. Freitag sind die Strecken (fast) doppelt so lang: 100 m, 3.000 m und 800 m. Sonnabend: 200 m, 5.000 m und 1.000 m. Den Abschluss bilden am Sonntag die 10.000 m.
Hürdenläufe sind übrigens nicht im Programm. Spätestens am dritten Tag ist das bloße Füßeheben jedoch Hürde genug.
Die Disziplinen werden nach der Leistung zusammengestellt. Das Alter spielt dabei keine Rolle.
Alle weiteren Fragen beantwortet das Internet. Auf der Homepage des Läuferzehnkampfes findet man die Ausschreibungs- und Anmeldeformulare.
Sächsische Zeitung http://www.sz-online.de/, 6-5-2004